Freitag, 26. Februar 2010

IN MEINEM HIMMEL

Der Name Peter Jackson ist unwiderlegbar mit der grandiosen Verfilmung von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“-Trilogie verbunden. Seitdem immens Erfolg sowie dem Remake des Filmklassikers „King Kong“ gilt Jackson als Großmeister des Blockbusterkinos. Dabei wissen viele nicht, das Jackson früher ganz andere Filme drehte. Seine überdrehte Horrorkomödie „Braindead“ gilt bis heute als blutigster Film aller Zeiten und ist in ihrer ungekürzten Form in Deutschland verboten. Aber es gibt noch einen Peter Jackson zwischen dem, der seinen Helden mit einem Rasenmäher gegen wild gewordene Zombies lospreschen lässt und dem Jackson der monumentalen Kinos für die Masse filmt. Gemeint ist der Peter Jackson, der 1994 mit „Heavenly Creatures“ ein zärtliches und dennoch berauschendes Drama präsentierte, dass nicht nur Hauptdarstellerin Kate Winslet bekannt machte und sie für die Rolle der Rose in James Camerons Megahit „Titanic“ empfahl, sondern auch Jacksons Qualitäten als ernsthafter Filmemacher unter Beweis stellte. „Heavenly Creature“ ist noch heute in cineastische Perle die deutlich macht dass Jackson nicht nur im audiovisuellen markante Eckpfeiler setzen kann.
„In meinem Himmel“, die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alice Sebold, schlägt stilistisch in die Kerbe von „Heavenly Creatures“, auch wenn bei „The lovely bones“ (so der Originaltitel) die phantasievollen Bilder weit aus üppiger und gigantischer ausgefallen sind. Obwohl Jacksons letzte Erfolge vor allem durch ihre Größe zum Erlebnis wurden, so ist es die Größe, die „In meinem Himmel“ zu oft einfach platt walzt. So schön, phantasievoll und farbenfroh die Zwischenwelt auch sein mag, in der sich die ermordete Susie aufhält, einige Szenen wirken befremdlich, in der Hinsicht, dass sich einfach nicht stilistisch einpassen wollen. So wirkt diese Zauberwelt über weite Strecken viel zu klobig und verkommt nach und nach von einer magischen Traumwelt zu einer Tollwiese für die Effektemacher, die sich austoben durften. Dazu geht die Verfilmung mit dem verschiedensten Emotionen nicht sonderlich subtil um. Während Szenen der Trauer davon profitieren, verkommen andere wiederum zum wahren Kitschfest. Gerade in der Zwischenwelt beweist Jackson keinen besonders glücklichen Finger was die Emotionen angeht. War die Zwischenwelt das Highlight im Roman, so ist es bei der Verfilmung eher ein oft hübsches aber leider auch oft verzichtbares Beiwerk.
„In meinem Himmel“ versteht es dafür in anderen Bereichen zu punkten. Die Ausstattung ist sehr gelungen, der Soundtrack von Brian Eno passt hervorragend und Peter Jackson Fans können sich außerdem noch über einen netten Cameo des Meisters sowie auf eine nette „Herr der Ringe“ Anspielung freuen.
Das wahre Glanzstück des Films ist aber Stanley Tucci. Tucci, einer der wohl bekanntesten Nebendarsteller von Hollywood, der zuletzt Meryl Streeps Gatte in „Julie & Julia“ darstellte. Er spielt Susies Mörder, den unauffälligen George Harvey, so grandios, dass jede Szene mit ihm unter die Haut geht. Mit einfachen aber effektiven mimischen Nuancen erhält der Zuschauer einen Einblick in die Welt des Mörders. Hier beweist Peter Jackson dass er auch ohne Effekthascherei tolle, filmische Erlebnisse abliefern kann und es sogar versteht mit Suspense umzugehen. An einen Alfred Hitchcock kommt er wohl nicht heran, aber diese Szenen, die im krassen Gegensatz zur bunten und hellen Zwischenwelt stehen, fügen dem Filme die subtile und suggestive Ebene ein, die ihm woanders fehlt.
Die Verfilmung des erfolgreichen Roman, der durchaus härter und düstere ist als der Film, ist als Gesamtwerk betrachtet gewiss eine kleine Enttäuschung. Gerade im bei der Zwischenwelt und den emotionalen Klimax gelingt es dem Film nicht vollends zu überzeugen. Dennoch ist „In meinem Himmel“ kein schlechter Film. Das Herz berührt er durchaus und staunen kann man auch, es ist nur leider meistens immer sehr ersichtbar, dass in der Vorlage wesentlich mehr dringesteckt hätte.

Donnerstag, 18. Februar 2010

TAKING WOODSTOCK

Auch nach über 40 Jahren gilt das legendäre Woodstock-Festival von 1969 noch als das Konzertereignis überhaupt. Oscarpreisträger Ang Lee inszenierte mit „Taking Woodstock“ nun wie es zum Festival kam, erzählt aus der sicht des jungen Elliot Teichberg, der mit trockenem Witz vom Newcomer Demetri Martin gespielt wird.
„Taking Woodstock“ versteht sich nicht als Konzert- oder Musikfilm. Ang Lee interessiert sich nicht für die Musik. Der Zuschauer bekommt von den Künstlern auf der Bühne nicht mehr mit wie ein vom Wind weggetragenes Flüstern, störend ist dies nicht, denn der Fixpunkt liegt klar bei Elliot Teichberg, dem es gelingt seinen kleinen Heimatort Bethel für drei Tage zum „Zentrum des Universums“ zu verwandeln. Dies präsentiert „Taking Woodstock“ mit einer guten Prise Humor, gut aufgelegten Darstellern und viel Respekt gegenüber der damaligen, unschuldigen Hippie-Kultur. Leider hakt es bei der Dramaturgie. So interessant und für die damalige Zeit bedeutsam der Vietnamkrieg auch war, die Rolle des Vietnamveteranen Billy rutscht zunehmend die dramaturgische Belanglosigkeit ab. Ärgerlich vor allem weil die Figur des Billy recht reizvoll geraten ist, aber Ang Lee konzentriert sich einfach komplett auf Elliot Teichberg und so fühlt es sich leider manchmal so an, als ob ihm die anderen Figuren nicht sonderlich interessieren.
„Taking Woodstock“ kann man als personenbezogenes Biopic verstehen, oder als Reflexion des damaligen Zeitgeists. Beide Varianten bieten anspruchsvolle wie unterhaltsame 110 Minuten. Man sollte nur nicht erwarten das der Film den Mythos definiert, denn dafür steht er dem Konzertereignis viel zu ehrfürchtig gegenüber und dass ist auch gut so.

Freitag, 12. Februar 2010

SHERLOCK HOLMES (2010)

Er ist endlich zurück! Nein, ich meine jetzt nicht Sherlock Holmes sondern Regisseur Guy Ritchie, der jahrelang nur als Mr. Madonna in Erscheinung trat und mit dem Superflop „Swept Away“ Fans seiner früheren Filme vergraulte. Nun, nachdem Ritchie sich mit dem Gangsterfilm „RocknRolla“ etwas, nun sagen wir resozialisiert hatte, darf der Brite den wohl bekanntesten Detektiv der Welt zurück auf die große Kinoleinwand bringen. Erklärtes Ziel von „Sherlock Holmes“: Mehr Action, mehr Witz, mehr Tempo und vor allem Holmes ewigen Begleiter Dr. Watson endlich so präsentieren wie es bereits Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle getan hat, nämlich als Partner auf Augenhöhe und nicht als pummeligen Fragensteller wie man den guten Doktor sonst von diversen Verfilmungen her kennt.
Natürlich können Holmes und Watson nur dann brillieren, wenn sie zum einen von guten Darstellern gespielt werden und wenn sie einen spannenden Fall zu lösen haben. Erstes ist den Machern gelungen. Robert Downey jr. empfiehlt sich ein weiteres Mal für charmante Heldenrollen, während Jude Law als Dr. John Watson den englischen Gentleman mit Eloquenz und Schlagfertigkeit verkörpert.
Der Fall den das ungleiche aber dennoch miteinander harmonierende Duo zu lösen hat, kann da nicht mithalten. Dass bei der Wiederauferstehung des dunklen Lord Blackwood (ungewöhnlich schwach: Mark Strong) keine Magie im Spiel ist, ist klar, schließlich irrt sich ein Sherlock Holmes nie. Der Fall wirkt jedoch im Zusammenspiel mit dem Duo Holmes/Watson austauschbar und der Aha-Effekt bei der finalen Auflösung hält sich ebenso in Grenzen wie die darstellerische Leistung von Rachel McAdams, die als Diebin und Ex-Geliebte von Holmes ähnlich platt geraten ist wie die früheren Bond-Girls.
Als Krimi enttäuscht „Sherlock Holmes“ also, aber in der Action und in der Komödie lässt er die Muskeln spielen. Gut, allerdings wer große Lacher sucht wird eher enttäuscht, es sind eher die süffisanten, pointierten Wortgefechte zwischen dem Detektiv und dem Doktor als die eher mäßigen Gags, die der Film (eher selten) nutzt um dem Duo sowie den Zuschauern eine Atempause vom ganzen kämpfen und denken zu ermöglichen.
Natürlich bleiben Stirnrunzler bei Ritchies moderner Interpretation nicht aus. Einige Dinge gefallen, z.B. Holmes legeres Auftreten oder die Off-Kommentare, andere wie etwa die Fight Club Szene wollen sich einfach nicht ins Gesamtkonzept einfügen.
„Sherlock Holmes“ ist einer gelungener Unterhaltungsfilm mit übergroßem Fortsetzungsfaktor, der mit seinen Stärken meist elegant seine Schwächen kaschiert. Ob jedem Fan die Franchise-Renovierung gefällt sei dahin gestellt, aber Ritchie gelingt am Ende ein ultimativer Fingerzeig in Richtung Modernität. Was genau damit gemeint ist soll hier nicht verraten werden (Spoilergefahr) nur so viel, der oder die Bösen wollen den Prototyp von etwas benutzen für dass heutzutage einige Landesoberhäupter schon mal Kriege anfangen und wovor wir Angst um unser Leben haben - zu recht. Mehr Zeitgeist im viktorianischen England geht nicht mehr.