Freitag, 4. Dezember 2009

2012

Vielleicht hat er als Kind zu wenig mit Bauklötzen gespielt und die Arbeit als Regisseur und Autor erlaubt ihm nun die verpassten Destruktionen nachzuholen. Die Rede ist von Roland Emmerich der mit „2012“ nun seinen ultimativen Katastrophenfilm in die Kinos dieser Welt brachte. Eine Welt die Emmerich im Titelgebenden Jahr ohne Rücksicht auf Verluste untergehen lässt. Die Gigantomie von „2012“ besteht darin, dass hier wirklich versucht wird alles zu zerstören, nur bei den Klischees lässt der Milde walten und trampelt sie ohne Verluste in die dünne Handlung ein. Zu oft diese Schablonen dabei noch größer und unüberwindbarer als etwa die friedliche Yellowstone, der sich innerhalb weniger Minuten zu einem monumentalen Vulkan verwandelt.
„2012“ nimmt sich im Gegensatz zum Yellowstone aber erheblich mehr Zeit um sein Ziel zu erreichen. Zweieinhalbstunden gibt es Tsunamis, Explosionen, Erdbeben, Feuerbrünste, Schicksale sowie Logiklöcher und irgendwo dazwischen versuchen sich eine handvoll Darsteller zu beweisen. Ein edler Versuch, aber weder das Skript noch die exorbitanten Situationen lassen es zu, dass sich Figuren entwickeln und Schicksale wirklich interessant werden. Hätte Emmerich die Klischees nicht so aufgeladen wie seine Katastrophen, man hätte mit dem erfolglosen Autor Jackson Curtis mitfiebern können, so aber bleibt er wie die anderen Charaktere nur eine leere Hülle mit dem typischen John Cusack Hundeblick.
Roland Emmerichs Zerstörungsorgie besitzt ihre guten Momente, da steht außer Frage, doch diese Momente stammen alle aus den Rechnern der Effektmacher. Wenn das weiße Haus von einer Flutwelle mitsamt Flugzeugträger niedergewalzt wird oder die riesigen Archen, die zumindest eine kleine Schar von Menschen retten, gegen den Mount Everest schippert, lässt „2012“ die Technikmuskeln spielen. Aber diese Schauwerte sättigen schnell und bei über 150 Minuten Film lässt sich ein unangenehmes Völlegefühl einfach nicht vermeiden, besonders weil der Film auch nicht auf Moralpredigen und dickflüssigen Pathos im gefühlten Minutentakt verzichtet. Vor allem der immer wieder kehrende Appell an die Menschlichkeit wirkt bei den ganzen räudigen, abgenutzten Klischees befremdlich bis ambivalent.
So geht der scheinheilige Katastrophen-Overkill „2012“ wie die Welt unter, erdrückt von Mutlosigkeit und dem eigenen Gigantismus.

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